Trauma und Stress - was passiert dabei im Gehirn?
Ein Trauma entsteht, wenn die individuellen Bewältigungsstrategien eines Menschen durch extreme Stressreaktionen überfordert sind, d.h. die integrative Kapazität unseres Körpers, insbesondere die hierfür erforderliche Verbundenheit der einzelnen Gehirn-Areale außer Kraft gesetzt ist.
Dies geht einher mit einer außerordentlichen emotionalen Ladung durch intensives Erleben von größter Angst, Ohnmacht, Hilflosigkeit und dem Gefühl des Ausgeliefert– und Alleinseins.
Dieser durch ein Traumageschehen bedingte Notfallmodus tritt ein, wenn bewusstes Handeln (gesteuert auf kortikaler Ebene im Denk-Hirn) nicht mehr verfügbar ist, um aus einer als extrem bedrohlich empfunden Situation zu entkommen und wird dann auf unbewusster Ebene (im sogenannten limbischen System im Emotions-Hirn) wirksam.
Dabei aktiviert nun ein Mensch im autonomen Nervensystem des limbischen Systems in kürzester Zeit alle seine Kräfte, um fliehen oder kämpfen (fight or flight) zu können; sollte dies auch nicht mehr möglich sein, bleibt ihm nur noch zu erstarren / erschlaffen (freeze) als Überlebenschance.
Die integrative Kapazität des Gehirns wird regelrecht überflutet mit „toxischem Stress“.
Dies mündet unter anderem in dissoziativen (abspaltenden/auseinanderfallenden) Reaktionen und somit einer Unterbrechung der Verbindungen zwischen Kortex (Denk-Hirn) und dem limbischen System (Emotions-Hirn) im Gehirn.
Somit ist ein Trauma eine "Normale körperliche Reaktion" auf eine als "Nicht-normal-erlebte Situation", eine Art von Überlebens-Notfallmechanismus. Diese Reaktion ist unwillkürlich und unstoppbar.
Dabei zersplittert das Bewusstsein und die üblichen ordnenden und assoziativen (verbindenden) Kräfte des Bewusstseins sind nunmehr stark beeinträchtigt, es kommt zu einer unvollständigen, sogar nur bruchstückhaften Speicherung des Erlebnisses und kann somit nur aufgesplittert erinnert und auch nicht vollständig in das Gedächtnis als abgeschlossene Lernerfahrung der Vergangenheit integriert werden.